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Ganzheitlich – Ein Interview mit Mariella Nuzzo (Kunsttherapeutin)

Ganzheitlich – Ein Interview mit Mariella Nuzzo (Kunsttherapeutin)

Letzte Woche durfte ich Marielle Nuzzo kennenlernen. Sie ist Kunsttherapeutin in Basel. Im Gespräch mit ihr habe ich für mich erkannt, dass die Kunsttherapie eine recht unbekannte Methode ist, die aber einen enormen Behandlungsschatz bietet. Wie die Kunsttherapie wirkt, für wen sie geeignet ist und was Mariella an ihrer Arbeit so begeistert erfahrt im Beitrag. Ausserdem dürft ihr ein wenig eintauchen in eine Welt voller Farben, Formen und tiefliegende Gedankenwelten. 

 

Céline: Was ist dein Beruf? 

 

Mariella: Ich bin Kunsttherapeutin mit Branchenzertifikat in Mal- und Gestaltungstherapie in meinem Atelier in Basel. Hier arbeite ich mit meinen Klienten in Einzel- oder Gruppensitzungen. Ich habe aber auch noch andere Methoden erlernt. Zusätzlich wende ich in meiner Arbeit die Kinesiologie, die Aufstellungsarbeit und puppentherapeutische sowie traumatherapeutische Methoden an. Die mir zur Verfügung stehenden Instrumente wende ich je nach Bedarf gezielt an.

 

 

 

 

 

Welche Menschen finden den Weg in eine Behandlung zu Dir? 

 

Das Altersspektrum in meinem Atelier ist breit, von 4 jährig bis 87. Ich arbeite mit Einzelpersonen, mit Gruppen und mit Familien. 

Die Indikationen sind sehr unterschiedlich, jedoch meist im psychischen, geistigen und seelischen Bereich. Bei akuten und chronischen Dysbalancen kann der Einsatz von Kunsttherapie heilsam wirken. Beispielsweise bei depressiven Verstimmungen, bei Burnout, Angststörungen oder psychosomatische Leiden, aber auch bei Folgen von Traumen verschiedenster Art. 

Selbstfindung und Selbsterfahrung sind auch immer wieder Gründe wofür Menschen den Weg zu mir finden. Die heilsame Wirkung der Kunsttherapie kommt auch ergänzend zur schulmedizinischen Ansätzen, bei körperlichen Erkrankungen, zum Einsatz, wie beispielsweise bei Krebserkrankungen oder Parkinson. 

Kinder und Jugendlichen gelangen beispielsweise zu mir wegen Konzentrationsschwierigkeiten oder sonstigen Verhaltensauffälligkeiten, wegen Mobbing- oder Gewalterfahrungen, wegen Traumata oder Entwicklungsstörungen. Kinder sind schon ab dem Kleinkindalter, über die kreativen und spielerischen Ansätze der Kunsttherapie, sehr zugänglich. Deswegen hat sich die Kunsttherapie als sehr wirksam für sie erwiesen. 

 

 

 

 

Wie geschieht der Einstieg in die Kunsttherapie? 

 

Manchmal kommen die Leute mit spezifischen Wünschen zu mir. Ein paar möchten auch einfach einmal Kunsttherapie für sich ausprobieren, weil sie gemerkt haben, dass Gesprächstherapie alleine, sie nicht an ihr gewünschte Ziel bringt. Natürlich gibt es auch Ärzte, die Patienten zu mir verweisen. Ich stehe aber auch in Kontakt mit anderen Disziplinen wie zum Beispiel Heilpädagoginnen oder Psychomotorik-Therapeuten.

 

Wie kann man die positive Wirkung der Kunsttherapie erklären? 

 

Kunsttherapie hilft die eigenen Ressourcen zu erfahren, mit deren Hilfe Menschen Krisen, Traumata, Entwicklungsstörungen und Krankheiten besser bewältigen können. Die Kunsttherapie zielt auf die Selbstwirksamkeit und Handlungskompetenz jedes einzelnen ab und stärkt dadurch auch das Selbstvertrauen. Das kann in der Praxis in etwas so aussehen: In einer traumatischen Situation kann es zum Beispiel zu einer inneren Erstarrung kommen. Das ist vergleichbar mit dem Verhalten von Tieren, wenn sie sich tot stellen um einer Gefahr auszuweichen. In der Kunsttherapie können dann rückgreifend andere Handlungsmöglichkeiten für die spezifische Situation erprobt werden. Neurowissenschaftlich ist erweisen, dass die Vorstellung verschiedener Taten in den entsprechenden Muskeln Impulse auslöst. Für das Gehirn ist es also so, wie wenn die vorgestellten Handlungsweisen real durchgeführt wurden. Wenn wir alternative Handlungsweisen gestalterisch Umsetzen und den Körper mit einbeziehen, kann sich die traumatisch bedingte Erstarrung lösen. Das führt zu einer Erleichterung und zum Loslassen des Ohnmachtgefühls. 

In meiner therapeutischen Arbeit ist mir die Ressourcenorientiertheit sehr wichtig. Ich kann darauf eingehen, was schon vorhanden ist, beziehungsweise mit dem Klienten zusammen auf Entdeckungsreise gehen, um ungelebte Ressourcen zu finden. Durch den gestalterischen Prozess kommt es zu einer Wiederverbindung mit diesen Potenzialen. Die Wertschätzung für sich selbst wird gestärkt und eine Stabilisierung des ganzen Zustandes erzielt. 

Natürlich stimuliert das Arbeiten mit verschiedensten Materialien und Farben auch eine positive Stimmung. 

 

 

 

 

Wird Kunsttherapie von den Krankenversicherungen mitgetragen? 

 

Ich selbst bin beim EMR anerkannt, die Zusatzversicherungen der angeschlossenen Krankenkassen beteiligen sich also an den Kosten meiner Behandlung. Voraussetzung für eine Registrierung ist eine anerkannte und umfangreiche Ausbildung, die sowohl Kunsttherapie wie auch medizinische Grundlagen umfasst. Verlangt werden ausserdem auch regelmässige Weiterbildungsstunden und die Mitgliedschaft bei einem Branchenverband. 

 

 

Was bedeutet ganzheitliches Arbeiten für dich? 

 

Ganzheitlich bedeutet für mich Verbindung und Verbundenheit. Zum einen meine ich damit natürlich die Verbindung von Körper, Geist und Seele. Zum andern habe ich auch ein spirituelles Verständnis der Verbundenheit mit dem Grossen Ganzen. Alles steht mit einander in Verbindung. Ich mache mir das zu Nutzen in meiner Arbeit. Daraus leitet sich auch ab, dass mir die Verbindung zwischen mir als Therapeutin und meinen Klienten sehr wichtig ist. Manchmal kommt es vor, dass man selbst etwas nicht sehen oder erkennen kann. Ich sehe meine Funktion auch darin, in Verbundenheit mit meinem Gegenüber, diese unbewussten Dinge, wahrnehmbar zu machen. 

Im Namen meiner Praxis „All-Eins“ spiegelt sich dieser Verbindungsgedanke wieder. 

 

 

 

 

Was begeistert dich an deiner Arbeit als Kunsttherapeutin? 

 

Ursprünglich habe ich Modedesign studiert, die Gestaltung als Mittel der persönlichen Entwicklung, war schon immer etwas, das mich fasziniert hat. In meiner Arbeit als Kunsttherapeutin empfinde ich aber auch ganz viel Freude, wenn ich sehe wie sich Klienten weiterentwickeln und sich von Dingen lösen und befreien und somit für sich neue Wege gehen können. Es ist für mich sehr berührend, mit Menschen zu arbeiten und immer wieder miterleben zu können, was sie in sich tragen und für sich nutzen können. Das schönste für mich ist zu sehen, wenn jemand erkennt, dass er sich selbst helfen kann und lernt sich besser zu verstehen.  

 

Dein Lebensmotto unter das du dein Arbeiten stellst?

 

 

Wandel hält uns lebendig!  

 

Was sind deine Wünsche und Visionen für deine Therapieform? 

 

Die Kunsttherapie ist weitgehend relativ unbekannt. Das liegt auch daran, dass es an Anerkennung fehlt. Ich wünsche mir deshalb eine bessere Integration ins Gesundheitswesen und folglich einen breiteren Zugang zur Kunsttherapie und einen anerkennenden Umgang mit der Therapieform und dem Nutzen daraus. 

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