Die Vaginalflora spielt eine wichtige Rolle bei der intimen Gesundheit. Die weiblichen Geschlechtsorgane kann man in einen oberen und in einen unteren Teil einteilen. Im oberen Teil befinden sich Eierstöcke, Eileiter und die Gebärmutter. Dieser Teil ist im gesunden Zustand steril. Der untere Teil umfasst die Vagina und die Vulva. Dieser Abschnitt ist von Bakterien besiedelt – man spricht in diesem Zusammenhang von der Vaginalflora. Das vaginale Milieu setzt sich aus zwei Komponenten zusammen. Zum einen aus dieser Vaginalflora, davon sind 90% Lactobazillen. Zum anderen aus einem flüssigen Bestandteil aus Wasser, Zervixschleim, Schleimhautzellen, und weissen Blutkörperchen.
Im Lauf des Lebens
Die Vaginalflora und die Schleimhaut verändern sich im Leben einer Frau. Bei Mädchen vor der Pubertät ist die Schleimhaut relativ dünn, der pH-Wert ist hoch. Wenn eine Frau ins reproduktive Alter übergeht verändert sich mit der hormonellen Umstellung auch die Vaginalschleimhaut. Sie wird dicker und die Vaginalflora verändert sich. Das zieht auch eine Senkung des pH-Wert mit sich. Nach der Menopause verändert sich die Schleimahaut wieder eher dahingehend zurück, wie sie vor der Pubertät war. Sie wird also wieder dünner, das Mikrobiom verändert sich erneut und damit hebt sich auch der pH-Wert wieder an.
Das vaginale Ökosystem ist ein sensibles System, dass durch mehrere Faktoren mitbestimmt wird.
Die Rolle des Östrogens
Um der Ganzheitlichkeit gerecht zu werden, möchte ich hier kurz dazu erwähnen, dass selbstverständlich Hormone nie isoliert betrachten werden können. Sie befinden sich immer im Zusammenspiel mit anderen Hormonen und körperlichen Regelsystemen. Für die vaginale Schleimhaut ist jedoch vor allem das Östrogen entscheidend. Es ist für die sogenannte Trophik der Schleimhäute massgebend. Die Trophik beschreibt den Ernährungs- und Wachstumszustand eines Gewebes. Das Östrogen hat also über die regulatorischen Funktionen an Blutgefässen, Drüsen etc. einen grossen Einfluss auf die Beschaffenheit und den Zustand der Vaginalschleimhaut. Wenn, beginnend mit der Menopause, die Östrogenspiegel absinken, dann kommt es folglich bei vielen Frauen zu vaginaler Trockenheit und Folgebeschwerden, da sich die Trophik verändert.
Die Schleimhautzellen enthalten in einem trophischen Zustand eine Zuckerspeicherform. Diese wird von den Lactobazillen abgebaut. Sie produzieren wiederum daraus Milchsäure. Durch den Abbau des Zuckers vermehren sich die Lactobazillen. Das wiederum sorgt für eine gute vaginale Flora.
Die Vaginalflora unter der Lupe
In der Vaginalflora gibt es ca. 300 Unterarten an Lactobazillen. In einem Milliliter Scheidenflüssigkeit können sich zwischen 100’000 bis 100 Millionen Bakterien messen lassen. Die Hauptaufgabe der Flora ist der Schutz der Vagina gegen äussere und interne Störungen. Sie hemmt das Wachstum bestimmter Bakterien und verhindert die Anhaftung von Mikroorganismen an die Scheidenwand.
Ungleichgewichte können durch verschiedene Ursachen entstehen. Beispielsweise Medikamente wie Antibiotika oder auch Chemotherapeutika haben einen grossen Einfluss. Natürlich ist auch Stress ein grosser Faktor. Ebenfalls spielt die Intimhygiene eine massgebende Rolle – ein Zuviel – wie auch ein Zuwenig. Wie schon beschrieben beeinflussen die Hormone im Lebenswandel oder auch innerhalb des Zyklus die vaginale Flora. Aber auch Geschlechtsverkehr, bzw. der Kontakt mit Sperma kann das Gleichgewicht des vaginalen Mileus stören. Sperma ist alkalisch, je nach Häufigkeit des Kontakts und Empfindlichkeit der Schleimhaut kann es folglich zu Störungen kommen. Gewisse Krankheiten können sich auch auf die vaginale Flora auswirken. Dazu gehören Geschlechtskrankheiten aber auch systemische Erkrankungen wie Diabetes mellitus und Schliddrüsenerkrankungen.
Die Vaginalflora im Ungleichgewicht
Bei einer bakteriellen Vaginose kommt es zur Verschiebung des Gleichgewichts. Bestimmte Bakterienarten kommen in eine dominierende Rolle, in der sie sich im gesunden Zustand nicht befinden würden. Häufige Symptome sind fischiger Geruch im Intimbereich, Ausfluss, Juckreiz. In der Diagnostik beim Gynäkologen lassen sich ein erhöhter pH-Wert und eine erhöhte bakterielle Ladung feststellen. An dieser Stelle muss noch erwähnt werden, dass die Hälfte der Frauen mit einer Dysbalance der vaginalen Flora asymtomatisch sind. Sie nehmen also keine typischen Beschwerden wahr. Die konservative Therapie geschieht in der Schulmedizin meist über Antibiotika. Die Wirksamkeit zeigt sich zunächst als relativ hoch, es besteht aber eine hohe Rückfallquote.
Eine bakterielle Vaginose ist also ein Ungleichgewicht der Vaginalflora mit Befall des vaginalen Milieus mit bestimmten Bakterien. Das ist nicht das gleiche wie eine Vaginalmykose – ein Scheidenpilz.
Die beiden Krankheitsbilder unterscheiden sich dahingehend, dass bei einem Scheidenpilz der Geruch nicht typisch fischig wird. Der Ausfluss ist meist eingedickt. Ebenfalls ist der pH-Wert bei einem Pilz in der Diagnostik im normalen Bereich.
Behandlungsansatz der Präbiotika
Präbiotika sind nicht das gleiche wie Probiotika. Die Präbiotika sind unverdauliche langkettige Kohlenhydrathe. Sie bilden die Nahrung der Migroorganismen des Bikrobioms. Die Präbiotika sind also die Ernährung der erwünschten Bakterien in der Scheide. Ein optimal abgestimmtes Präbiotika fördert das Wachstum der relevanten “guten” Bakterienstämme und fördert so das natürliche Gleichgewicht.
Behandlungsansatz über Pflanzenheilmittel
Ich persönlich bevorzuge in diesem Kontext den Einsatz einer Individualspagyrik. Durch das abgestimmte Zusammenstellen einer Mischung von mehreren Komponenten, kann man den unterschiedlichen Beschwerden der jeweiligen Frau am besten gerecht werden. Häufig zum Einsatz kommen spagyrische Essenzen der Kamille, der Ringelblume, des Knoblauchs, der weissen Taubnessel, der Schafgarbe und weitere. Diese speziell zubereiteten Pflanzenheilmittel haben eine antibakterielle Wirkung und helfen den Schleimhäuten bei der Selbstregulation.
Behandlungsansatz der Homöopathie
Die Behandlung mit der Homöopathie wiederum zielt auf die Gesammtkonstitution ab, auf deren Basis sich das Scheidenmileu als Schwachstelle des Organismus zeigt. Häufig läuft es also auf eine chronische Behandlung hinaus und nicht auf eine akute. Eine Vielzahl von homöopathischen Mitteln kommt in Frage. Das Mittel muss auf die Gesamtheit und die Individualität der Beschwerden abgestummen sein.
Ich persönlich sehe den Erfolg einer ganzheitlichen Behandlung der Beschwerden in der Kombination von mehreren, aufeinander abgestimmten Behandlungsansätzen.
Bei Fragen stehe ich wie immer gerne zur Verfügung.