Gelassenheit – ein Wort, dass in unser leistungsorientierten Gesellschaft eher weniger zur praktischen Anwendung kommt. Die Dinge gelassen nehmen, das Grübeln und die Anspannung LASSEN, vielen fällt das eher schwer. Und um ehrlich zu sein, auch ich gehöre da dazu. Ich denke über Dinge nach, die gar noch nicht da sind, zermürbe mich mit was-wäre-wenn-Gedanken und erwische mich immer wieder mal im Stress, wenn es eigentlich gar nicht nötig wäre. Die gute Nachricht für uns alle ist, dass Gelassenheit geübt und trainiert werden kann. Ich verrate euch gerne meine Tricks.
Wieso ist Entspannung wichtig?
Vor einiger Zeit habe ich in meinem Blog über ungesunden Stress schon einmal genauer erläutert, was in unseren Körpern vor sich geht, wenn wir über längere Zeit eben nicht entspannen. Zahlreiche Symptome können mit chronischem Stressempfinden im Zusammenhang stehen. Dazu gehören Infektanfälligkeit auf Grund eines geschwächten Immunsystems, Spannungskopfschmerzen bis hin zu Migräne, hoher Blutdruck, Blutzuckerprobleme, Schlafstörungen, Depression, Erschöpfung und vieles mehr. Entspannung ist also nicht nur eine nette Sache, die man sich gönnt, wenn man mal Zeit dafür findet. Wiederkehrende Entspannungszeiten sind essentiell zur Stressverarbeitung, um unser System wieder auszugleichen. Die Auswirkungen davon machen sich dann in einer Leistungssteigerung und einem verbesserten Wohlbefinden auf ganzer Ebene bemerkbar. Wenn man hingegen Entspannung nicht zulässt, bedeutet dies eine Gefahr für die eigene Gesundheit.
Gelassenheit passiert im Kopf
Die Bewertung und Wertung einer Situation entscheidet darüber wie unsere Gefühlswelt darauf reagiert. Der Schlüssel zu mehr Gelassenheit liegt also darin, sich mit seiner Einstellung zu befassen. Wenn es dir schwerfällt zu beurteilen, ob deine Einschätzung oft zu negativ ist, kann dir das Feedback aus deinem näheren Umfeld dabei helfen. Hat dir zum Beispiel schon mal jemand gesagt, dass du in gewissen Situationen dazu neigst in Schwarzmalerei zu verfallen oder dass du grundsätzlich eher eine pessimistisch eingestellte Person bist. Nimm diese Rückmeldungen ernst und versuche deine Perspektive aktiv und achtsam zu weiten.
Ich möchte an dieser Stelle ausdrücklich erwähnen, dass es mir nicht darum geht, negative Emotionen und Gedanken einfach wegzudrücken. Vielmehr möchte ich motivieren, einen Mittelweg zu finden, also nicht aus Mücken Elefanten zu machen und auch nicht Elefanten zu Mücken runterzuspielen. Denn genau das zeugt von Souveränität.
Hinterfragen
Meist geht es schnell – Hektik kommt auf, die Gedanken drehen und man befindet sich schon weit entfernt von der Gelassenheit. Versuche sobald du merkst, dass du dich von deiner inneren Ruhe entfernst, dich zu fragen, was genau den Stress ausgelöst hat. Hast du einen bevorstehend Termin? Ist es die Reaktion deiner Teamkollegen? Hast du dir zu viel vorgenommen? Wenn du dich vorarbeitest, an die Wurzel des Geschehens, dann kannst du dich distanzieren. Der Reflex „Stressreaktion“ wird so nochmals in einen rationaleren Kontext gestellt und du darfst merken, dass doch meistens noch gar nichts unglaublich schlimmes passiert ist, im Gegenteil, durch verbissene Gedanken, die alle möglichen negativen Szenarien durchspielen, entfernst du dich eigentlich von deinem Ziel, denn dein Fokus ist in diesem Moment falsch ausgerichtet.
Wenn du das oft genug übst, wird das Hinterfragen immer näher an den Anfang der Abwärtsspirale rücken und deine reflexartigen Reaktionen werden handhabbarer.
Spüre deinen Körper
Aus manchen Situationen heraus kann es schwer sein, den direkten Weg zum Hinterfragen zu finden. Das bedeutet aber nicht, dass diese Momente hoffnungslos an den Stress verloren sind. Dein Körper ist oft ein guter Vermittler. Er zeigt dir an, wenn es zu viel wird. Überlege mal genau wie du dich in dieser Anspannung fühlst. Kommen bei dir Kopfschmerzen, atmest du nur oberflächlich, spürst du Verspannungen im Nackenbereich, kommen Verdauungsbeschwerden oder eine Art Taubheitsgefühl im Gesicht. Merke dir deinen individuellen Stress-Zustand genau und gewöhne dir an, egal in welcher Gemütslage du dich befindest, immer mal wieder in deinen Körper rein zu spüren. Mit der Zeit kannst du Vertrauen auf diese Signale aufbauen. Wenn dir dein Körper das Signal zur Pause gibt, dann respektiere dies, wann immer möglich.
Lass deinen Atem deine Medizin sein
Stress lässt sich durch so einiges reduzieren. Sei es Sport, Meditation, Yogatechniken, Achtsamkeitsübungen. Allen gemeinsam ist eine vertiefte Atmung. Die richtige Art des Atmens kann also fast schon Wunder wirken. Wichtig dabei ist tiefe Atemzüge zu nehmen, sodass das Lungenvolumen besser ausgeschöpft wird. In Stresssitutationen atmen wir nämlich oft nur noch ganz Oberflächlich. Trainiere dir also an tief zu atmen. Beim Ausatmen wirst du dich automatisch entspannen können und beim Einatmen reichert sich dein Blut mit mehr Sauerstoff an, was dich wieder wacher werden lässt.
Den Sonntag Sonntag sein lassen
Es tut gut einen Tag in der Woche einfach nichts zu tun. Wer seine Freizeit ununterbrochen volllädt mit Programm, der wird die wenige Zeit die ihm zur Regeneration zur Verfügung steht, nicht dafür nutzen können. Plane also immer mal wieder einen Tag zum fröhlichen Nichts-Tun ein. Nimm dir wirklich nichts festes vor, sondern schau auf was du dann Lust hast und versuche nicht zu viel zu machen und vor allem auch nichts das dein Nervenkostüm zu arg in Spannung versetzt. Was an diesen Tagen auch verboten ist, wäre den Tag verstreichen zu lassen, währenddem soziale Medien genutzt werden. Denn die Informationsgewalt die da auf einen einprasselt, kann wiederum stressproduzierend wirken.
Ich hoffe, dass ihr nach der Ferienzeit mit ganz viel Gelassenheit zurück in euren Alltag findet. Denkt auch immer daran, dass Stressauslöser auch etwas Positives haben. Sie helfen euch nämlich zu erkennen, wo ihr noch Entwicklungspotential habt.