Das Wort Selbstfürsorge tönt erst mal wie ein Trendbegriff in einer Frauenzeitschrift. Dahinter steckt jedoch mehr. Selbstfürsorge ist die Sorge um sich selbst und meiner Meinung nach ein essentieller Stützpfeiler für ein ganzheitliches Wohlbefinden. Was es damit auf sich hat und warum ich diesen Begriff als so wichtig erachte, erfährst du in diesem Beitrag.
Was ist Selbstfürsorge
Selbstfürsorge ist die Sorge um sich selbst. Es handelt sich dabei aber nicht um die Sorge im Sinne einer ängstlichen Sorge, wie es passiert wen man sich um etwas Sorgen macht oder um etwas Sorge hat. Vielmehr ist damit die Sorge und das Kümmern für und um jemanden gemeint, als Bemühung, um den der ihr bedarf. Die Selbstfürsorge findet also in einer Ich-Ich- Beziehung statt. Man nimmt gleichzeitig die Rolle des Objekts und Subjekts ein. Es gibt in jedem den bedürftigen Teil, der wahrgenommen und fürsorglich behandelt werden will und es gibt den fürsorglichen Teil, welcher die Bedürfnisse versteht und sich darum kümmern kann.
Warum wir nicht alle automatisch Selbstfürsorge betreiben?
Die Probleme, welche dazu führen, dass nicht automatisch jeder Selbstfürsorge betreibt, sind mehrschichtig. Zum einen vergessen wir in Situationen, in welchen wir eigentlich bedürftig sind, den fürsorglichen Anteil. Manchmal erwarten wir stattdessen auch Fürsorge von aussen, was ein ziemliches Konfliktpotential mit sich bringen kann.
Zum anderen besteht auch das umgekehrte Extrem. Wir identifizieren uns so stark mit unserem fürsorglichen Anteil, dass wir unseren eigenen bedürftigen Part nicht mehr hören und Fürsorge nur im Aussen spenden. Und natürlich kann auch beides, situations- und persönlichkeitsabhängig, gemischt auftreten.
Selbstwerterleben
Das Selbstwerterleben spielt eine wichtige Rolle in der Ausübung von Selbstfürsorge, denn eigentlich kümmern wir uns vor allem um das, was uns wichtig erscheint. Der Selbstwert entwickelt sich im Verlaufe des Lebens. Wir erstellen eine Vorstellung wie unser ideales Ich zu sein hat. Welche Eigenschaften und Kompetenzen es hat, wie es aussieht, welche Charakterzüge, Stärken und Werte es hat. Ausserdem besitzt jeder von uns einen, mehr oder weniger harten, inneren Kritiker. Wenn man also die Ansprüche an das ideale Selbst sehr hoch stellt und sich sehr streng bewertet, dann führt das, über kurz oder lang, zu Stress, Erschöpfung und Verausgabung. Es entsteht ein Teufelskreis, denn durch einen tiefen Selbstwert fehlen uns die zwei wichtigsten Eigenschaften zur Selbstfürsorge – die Selbstaufmerksamkeit und das Selbstmitgefühl. Die Selbstaufmerksamkeit wird benötigt, um zu erkennen wo man gerade steht – emotional, geistig und körperlich. Das Selbstmitgefühl ist die Empathie uns selbst gegenüber. Nur durch diese beiden Fähigkeiten kommen wir in eine Selbstwirksamkeit.
Stell dir doch mal die Frage, welchen Wert deine Gesundheit in deinem idealen Ich trägt?
Selbstfürsorge und Gesundheit
Selbstfürsorge bedeutet auch, sich mit seinen Ressourcen auszukennen, eine Antwort zu kennen, wenn man sich die Frage stellt: Was brauche ich gerade um mich besser zu fühlen?
Wenn man aktiv Selbstfürsorge über einen längeren Zeitraum achtsam betreibt, stärkt man so das Vertrauen in die Selbstwirksamkeit. Man erfährt, dass man eigenständig aktiv etwas für sich tun kann. Schwierige Zeiten mit einem hohen Stresslevel zum Beispiel sind einfacher und gesünder zu meistern.
Ausserdem wird die Widerstandsfähigkeit höher. Dadurch dass man sich darauf verlassen kann, dass man seinen bedürftigen Teil rechtzeitig wahrnimmt und sein eigener fürsorglicher Teil sich darum kümmern kann, wird man nicht so schnell aus der Bahn geworfen. Man kann sich selbst vertrauen und sich auf sich selbst verlassen.
Selbstfürsorge und Stress
Unangenehm erlebter Stress ist in unserer Gesellschaft eine extrem häufige Ursache für Missbehagen aller Art. In der Begegnung mit diesem Stress kann die Selbstfürsorge eine sehr wichtige Rolle spielen. Um den Stress generell zu senken, gibt es zwei Möglichkeiten. Zum einen können wir die stressauslösenden Belastungen reduzieren. Zum anderen kann man den Stress ausgleichen und abfedern mit Verhalten und Aktivitäten, die das Stresserleben kompensieren. Diese Massnahmen umfassen den Begriff Selbstfürsorge.
Einfacher Praxistipp
Da ich nicht viel von komplizierten Übungen halte, hier ein einfach umsetzbarer Tipp. Um auch in anstrengenden Zeiten und in Überlastungssituationen eine Möglichkeit zu schaffen, sich auf seine Ressourcen stützen zu können, empfehle ich dir eine Liste mit genau diesen anzufertigen. Wenn es dann zu besagten Umständen kommt, kann man diese zur Hand nehmen und intuitiv entscheiden, was einem denn nun gut tut. Wenn die Verbindung zum Bauchgefühl schon nicht mehr möglich ist, wählst du einfach zufällig etwas aus, denn schlussendlich erstellst du die Liste ja in einem entspannten Zustand, in welchem du auf deine Selbstreflexion und deinen Erfahrungsschatz problemlos zugreifen kannst. Zur Inspiration gewähre ich gerne einen Einblick in meine persönliche Liste.