Wir alle haben eine furchtbar turbulente Zeit hinter uns und stecken immer noch mehr oder weniger darin fest. Wenn uns Corona etwas lehrt, dann dass wir unseren Fokus wieder auf das ausrichten, was sich in unserer Nähe befindet. Eins scheint dabei eigentlich klar zu sein: Aufenthalt in der Natur tut uns Menschen gut! Ich persönlich liebe unsere Wälder. Es erstaunt mich nicht, dass das Waldbaden immer populärer wird. Waldbaden ist eine sehr gesundheitsfördernde und effektive Entspannungsmethode, die zudem auch zu Corona-Zeiten gut umsetzbar ist.
In diesem Artikel erfahrt ihr deshalb, was das Walbaden eigentlich ist, welche positiven Auswirkungen es haben kann und wie das ganze überhaupt funktioniert.
Was ist Waldbaden?
Wenn wir normalerweise den Wald als Freizeitort aufsuchen, dann haben wir meistens ein Ziel vor Augen oder richten unsere Konzentration auf etwas anderes. Wir spazieren und plaudern, wir sind mit Kinder oder Hunden unterwegs, wir wollen ein Wanderziel erreichen oder eine gewisse Kilometermarke knacken. All das versteht man nicht unter dem Begriff Waldbaden.
Shinrin Yoku, was so viel wie „Eintauchen in die Waldluft“ bedeutet, ist eine japanische Methode. Sie befasst sich mit der achtsamen Auseinandersetzung der Sinne im Wald. Das Sehen, Hören, Riechen und Tasten stehen dabei im Vordergrund des Bewusstseins. Es ist also eine Art Wald-Meditation, bei der es um die Erfassung des Momentes und der Umgebung geht, sodass Bewertungen und Gedanken Platz machen können für das Erfahren des Hier und Jetzt.
Shinrin Yoku in Japan
1982 hat das japanische Amt für Wald und Landwirtschaft der Bevölkerung die Methode zur Förderung der Gesundheit im Rahmen einer Werbekampagne empfohlen. Zwischenzeitlich ist das Waldbaden in Japan anerkannt als Stressbewältigungsstrategie und effektive Entspannungspraktik. Die wissenschaftlichen Bestrebungen resultierten in zahlreiche Studien zur Belegung des positiven Effektes.
Gesundheitliche Auswirkungen
Studien zeigen, dass das Waldbaden Zustände von negativem Stress minimieren kann, indem der Sympathikus gehemmt und der Parasymathikus gestärkt wird. Falls du mehr über die Hintergründe von negativem Stress erfahren willst, lese diesen Blogbeitrag.
Wenn negativer Stress gesenkt wird, bedeutet das konkret, dass der Blutdruck und die Pulsfrequenz sinken und weniger Stresshormone ausgeschüttet werden.
Ausserdem konnte nachgewiesen werden, dass sich die achtsame Auseinandersetzung mit dem Wald positiv auf das Immunsystem auswirkt. Eine Erhöhung der natürlichen Killerzellen im Blut konnte gemessen werden. Übrigens setzen eben diese natürlichen Killerzellen ein Protein zur Bekämpfung von Krebszellen frei.
Natürlich konnte in Studien auch ein stimmungsaufhellender Effekt aufgezeigt werden.
Diese positiven Auswirkungen gehen unter anderem auf die so genannten Phytonzide zurück. Diese sind flüchtige organische Verbindungen, die Pflanzen ausströmen, um Bakterien, Pilze und Insekten abzuwehren. Ausserdem herrscht im Wald ein besonderes Klima. Das Blätterdach schirmt Lärm und Hitze ab und die Bäume verdunsten viel Wasser. Das Sorgt für eine ruhige, kühle Umgebung, mit hoher Luftfeuchtigkeit, viel Sauerstoff und einer Vielfalt an wertvollen ätherischen Ölen.
Unsere Wurzeln
Die Menschen scheinen schon die längste Zeit ihrer Entwicklungsgeschichte in einer Art Symbiose zu Bäumen und Pflanzen zu leben. Führt man sich den Kreislauf unserer Atemluft vor Augen, zeigt dies nur zu deutlich unsere enorme Verbindung mit den grün beblätterten Gewächsen.
Nicht zu vergessen ist auch, dass unsere Ahnen eine enge Beziehung zum Wald und den Bäumen pflegten. Waldbaden ist also nicht nur ein Trend. Auch die Kelten verstanden die Natur und insbesondere den Wald als heiligen Ort. Die göttliche Kraft war für sie in jeder Pflanze, jedem Baum, jedem Stein oder Tier erkennbar. Bäume spielten in der keltischen Heilkunde und Spiritualität eine ganz besondere Rolle.
Waldbaden hat also vielleicht auch einen Aspekt der Verbindung mit dem essenziell Menschlichen und unserer Ahnengeschichte.
Wie nehme ich ein Bad im Wald?
Grundsätzlich gibt es zum Waldbaden keine strickte Anleitung oder Regeln. Wichtig ist aber, sich selbst die Möglichkeit zu geben, nicht unter Zeitdruck zu stehen. Nimm dir Zeit. Es geht nicht darum von A nach B zu kommen, sondern deinen Sinnen Raum für Wahrnehmung zu geben, dich so selbst in Ruhe und Genuss erleben zu können.
Fange doch einfach damit an deine Achtsamkeit auf deinen Atem zu richten. Lass deine Alltagsgedanken los. Natürlich werden die Gedanken immer mal wieder zurück kommen. Versuche dann einfach deinen Fokus wieder bewusst, auf deine Sinneswahrnehmungen zu steuern. Kannst du den Waldduft um dich herum riechen? Du kannst verschieden Pflanzenteile zwischen deinen Händen verreiben und die Duftstoffe die dabei entstehen wahrnehmen. Konzentriere dich auch auf das was du siehst – das Spiel des Lichts zwischen den Blätter, die Strukturen der verschiedenen Baumrinden, Grüntöne, Insekten. Fühle ob du einen Luftzug wahrnehmen kannst. Welche Beschaffenheit hat der Boden unter deinen Füssen? Welche Geräusche hörst du. Vögelgezwitscher kann ganz unterschiedlich sein. Wahrscheinlich kannst du auch Blätterrascheln oder den Wind erkennen.
Lass dich inspirieren, sei kreativ beim Erfahren deiner Selbst und deiner Umwelt. Ich wünsche dir viel Spass und Entspannung dabei.