Stress wurde zu einer Bezeichnung für allerlei negativer Zustände, die im allgemeinen Gebrauch meist mit Zeitdruck, emotionalen Belastungen und hohen Anforderungen verknüpft sind. Stress ist aber nicht gleich Stress. Es gibt viele Arten von Stress. Auch das Empfinden rund um den Stress ist absolut individuell. Im Praxisalltag habe ich oft die Situation, dass mir meine Patienten schildern, dass beispielsweise Stress ihre Symptome verschlimmert. Doch die Differenzierung über die Stressursache und den Umgang damit ist meist nicht leicht und für die Therapie dennoch entscheidend.
Ich möchte euch hier einen kleinen Einblick rund um das Thema Umgang mit Stress geben. In diesem Beitrag findet ihr Informationen zum Thema ungesunder Stress.
Begrifflichkeiten
Eustress
Eustress ist der gesunde Stress. Unser Organismus ist ein ausgeklügeltes System, welches das Streben nach Gleichgewicht für sich perfektioniert hat. Es braucht also ein gewisses Mass an Stress oder Sympathikusaktivität, um gesund zu sein. Man könnte auch sagen, ein gewisses Mass an Erregung ist für das Überleben notwendig.
Disstess
Disstress ist dann das Zuviel. Er wird als belastend wahrgenommen und ist Ursache für Krankheiten oder wie oben kurz angedeutet für das verschlimmern oder Auslösen von Krankheitssymptomen. Zu viel Erregung bringt unser System aus dem Gleichgewicht und reizt dahingehend, dass eine Verschlechterung des Zustands und des Allgemeinbefindens zu erwarten ist.
Die grosse Frage die sich nun also stellt, ist wie halten wir unser System im Gleichgewicht?
Disstress erkennen
Ein Grundelement für den Umgang mit Stress, ist das Erkennen der Grenze von Eustress zu Dissstress. Wann kommt mein System also aus dem Gleichgewicht und wann ist die Erregung zu viel für mich. Das ist eine Frage die jeder ganz individuell beantworten muss. Ich möchte auch gleich vorneweg nehmen, dass das keine Frage ist, die sich an dieser Stelle sofort beantworten lässt. Häufig ist diese Frage eine Lebensfrage, die Selbstkompetenzen wie Selbstwahrnehmung, Selbstreflexion und Bewusstsein voraussetzt. An dieser Stelle möchte ich dir ein paar Fragen mit auf den Weg geben, die dir vielleicht dabei helfen können, dein Gespür für diesen Übergang von Eustress zu Disstress zu trainieren:
- Kennst du das Problem, dass du nicht einschlafen kannst oder nachts wach liegst und sich deine Gedanken drehen? An was denkst du dabei? Wie fühlst du dich?
- Verspürst du an deinen freien Tagen manchmal den Drang möglichst viel zu tun, Dinge zu erledigen? Ist das unbestimmte Gefühl von Ruhelosigkeit für dich ein Thema?
- Wie ist dein Essverhalten? Versuchst du durch Essen Stress zu kompensieren?
- Wenn du Urlaub hast, wie lange brauchst du, um richtig abschalten zu können?
- Wie gut ist deine Konzentrations- und Merkfähigkeit?
- Hast du körperliche Beschwerden wie Verdauungsprobleme, Bluthochdruck, wiederkehrende Infekte etc?
- Bist du reizbar oder dünnhäutig? Wie reagierst du auf Unerwartetes oder auf Konflikte? Reagierst du oder agierst du?
Eustress bewusst erleben
Stress kann eben auch gesund sein. Diese Art von Erregung bewusst zu erleben, kann wiederum helfen zu verstehen und zu erkennen, wann Eustress in Disstress über geht.
Eine gesunde Art von Stress ist meist kurz anhaltend, herausfordernd und macht im Überstehen glücklich. Gute Momente, um diese Art zu erkennen, sind oft Aufregungen, die meist dann entstehen, wenn wir Mut brauchen oder wenn wir uns unter Beweis stellen müssen. Wenn wir Dinge anpacken, die ein bisschen ausserhalb unserer Komfortzone oder etwas über unserer gewohnten Messlatte an Leistung liegen. Durch das Bestreben solcher Momente werden Glückshormone ausgeschüttet. Wenn wir aber zu stark im Disstress sind, können wir diese Momente nicht mehr als solche wahrnehmen, denn sie bestehen aus einem Spiel aus Spannung und Entspannung.
Entspannung fördern
Es gibt natürlich immer wieder Situationen im Leben, da ist der Disstress über eine längere Zeit vorherrschend und wir können wenig an den Umständen ändern, diesen komplett zu vermeiden.
In solchen Momenten ist es wichtig das Gleichgewicht dahingehend anzustreben, dass man dem übermächtigen Disstress möglichst viel bewusste Entspannungsmomente entgegen setzt. Das können eigene Rituale, Entspannungtechniken und allgemein bewusst gelebte Momente im hektischen Alltag sein. Achtsamkeit hat also einen hohen Stellenwert im Umgang mit Stress. Sobald ich achtsam werde, komme ich im Moment an und das Ankommen hat wenig mit gestresstem Umherspringen zu tun. In diesem Sinne möchte ich gerne noch das Zitat von Eckhart Tolle anfügen: „ Stress ist caused by being here but wanting to be there.“ Auf Deutsch sagt das soviel wie: „ Stress ist verursacht durch das hier sein aber da sein wollen.“
Falls du Fragen rund um deine eigenen Umgang mit Stress hast, dann melde dich gerne bei mir.